Freundschaften in Brasilien

flagge-brasilien mit rahmenLiebe Leser,

heute geht mein Post vor allen Dingen an meine Freunde in Brasilien.  Ihr seid laut meiner Statistik meine größte Lesergruppe.  Vielen Dank für eure Treue.  Ich würde euch gerne kennen lernen und mehr von euch erfahren.  Kanntet ihr Elly?  Kennt ihr Familie oder Freunde von Elly? Schreibt mir an ellyfrankberlin@gmail.com  Ich möchte mich sehr gerne mit euch austauschen–gerne auch auf Englisch oder Portugiesisch.

Eure Juliane

Berlin mit Kunstseide und Irmgard Keun

Das kunstseidene Mädchen, Irmgard Keun

Das kunstseidene Mädchen, Irmgard Keun

Lieber Leser,

ich bin nach meinen Winterferien wieder am Schreibtisch.  Während meiner literarischen Abwesenheit habe ich Ellys Spuren in Berlin verfolgt.  Wer waren ihre Nachbarn und wo hat sie sich zu welchen Zeiten aufgehalten?  Ich habe schon Nachbarn gefunden (dazu später mehr). Dabei stieß ich unausweichlich auf die Frage, wie das Leben in Berlin in den 20er und 30er Jahren war. Denn wenn ich mehr von dem damaligen Berlin verstehe, sehe ich auch Elly deutlicher.  Bevor ich historische Ereignisse oder Eindrücke aufzähle, möchte ich zuerst ein Buch erwähnen, das diese Zeit sehr gut erfasst: Das kunstseidene Mädchen von Irmgard Keun.  Wenn man hier eintaucht, kann man sich sehr gut vorstellen, in welchem Umfeld Ellys in ihrer Schaffenszeit gelebt hat.  Und wie wir heute auch wissen: jeder sucht sich die Stadt aus, in die er am besten passt.

Ich habe Das kunstseidene Mädchen im Juni 2010 gelesen (ich schreibe immer das Datum auf die letzte Seite eines jeden gelesenen Buches).  Hier der Klappentext: „Doris ist Sekretärin bei einem zudringlichen Rechtsanwalt.  Sie nicht mehr tagaus, tagein lange Briefe tippen, sondern ein Star werden.  Sie will in die große Welt, ins Berlin der Roaring Twenties…“  Im Buch zieht Doris durch Berlin, feiert, lässt sich von reichen, älteren Männern einladen.  Zu jeder Zeit gibt es irgendwo eine Party.  Dieses Berlin fühlte sich damals (fast) genau so wie das Berlin von heute an.  Bei vielen Passagen, die in Bars oder Clubs stattfinden, konnte ich eine Bar von heute vor mir sehen.  Ich werde hier nicht viel der Geschichte verraten.  Man lernt die Hauptstadt noch mal ganz neu (und dann doch nicht?) kennen.  Als Berliner gehört das Buch in jede Wohnung–und als Freund von Elly Frank jetzt auch.

Ich stelle mir also vor, dass Elly sich vom ewigen Freiheitsgefühl dieser Stadt angezogen fühlte. Das muss ein Teil ihrer Lebensgeschichte sein.  Und da ich bei dieser Recherche auch etwas Fantasie mitbringe, stelle ich mir vor, dass ihre Geschichte auch ein Weg der Boheme und der Rebellion war.  Wahrscheinlich hat ihr familiäres Umfeld nicht unterstützt, dass sie gemalt hat.  Sie war laut Akten nicht verheiratet.  Sicherlich wollte ihre Familie die jüdischen Traditionen und Wurzeln ehren und sie mit jemandem aus dem Umfeld verheiraten.  Vielleicht wollte sie auch nicht auf die traditionelle Weise Kunst schaffen und sich lieber von der Avantgarde in Berlin beeinflussen lassen.  Das macht sie umso sympathischer.

Beim nächsten Artikel werde ich euch verraten, was ich über Ellys Nachbarschaft in der Klopstockstraße erfahren habe.  Ich werde euch außerdem von meine kommende Reise nach Polen berichten.

Einen schönen Abend, Eure Juliane