Klopstockstraße heute und damals

Liebe Leser,

letzte Woche wollte ich mir Ellys altes Haus im Hansaviertel ansehen und Fotos dazu machen. Sie wohnte zuletzt in der Klopstockstraße 53.   Unser guter Freund google zeigte mir den Standort auch auf der Karte an.  Als ich jedoch vor Ort war, fand ich keine Hausnummer, die höher als 31 war.  Irgendetwas stimmte nicht.  Als ich an einer Berliner Gedenktafel vorbei kam, verstand ich, was passiert ist.

Lovis Corinth Gedenktafel

Das Haus, in dem Elly Frank wohnte, steht nicht mehr. Die Klopstockstraße wurde gekürzt und umnummeriert.  Das Haus stand ungefähr an der Stelle, wo heute die Häuser 7-9-11 stehen.

Kommen wir aber kurz zu Lovis Corinth: er war ein deutscher Maler und gehörte zu den wichtigsten Impressionisten Deutschlands.  Er zog 1901 in die Klopstockstraße 48 und eröffnete dort ein Atelier und eine private „Malschule für Weiber“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Charlotte_Berend-Corinth).   Ein paar Fotos zeigen sehr gut, wie die Schule nebst Schülerinnen aussah: http://publishing.cdlib.org/ucpressebooks/view?docId=ft1t1nb1gf&chunk.id=d0e3319&toc.depth=1&toc.id=&brand=ucpress

Corinth heiratete später eine seiner Schülerinnen Charlotte Berend, die Jüdin war. Lovis Corinth starb im Jahr 1926.  1927 eröffnete Charlotte Berend-Corinth, die selbst Künstlerin war und 3 Jahre jünger als Elly ist, wieder eine Malschule in der gleichen Adresse.  In den 30er Jahren reiste sie durch ganz Europa und Teile Nordafrikas.  1939 siedelte sie dann nach New York um und entkam so dem Nationalsozialismus.

Während Corinth und seine Frau viel erfolg- und einflussreicher als Elly in der Kunstszene auftraten, frage ich mich, ob Elly mit Ihnen in Kontakt war.  Ich bin mir nicht sicher, wann Elly in die Klopstockstraße gezogen ist.  Wenn es vor 1939 war, waren sie und Charlotte Berend-Corinth Nachbarinnen.  Der Wohnort war meiner Einschätzung nach kein Zufall.  Wo ein Künstler wohnt, lebt auch gerne der nächste.

Anfang nächsten Monats werde ich noch mehr über die Klopstpckstraße in der Vorkriegszeit erfahren.  Ich treffe mich mit Tatjana Ruge, die Elly Frank zuerst gefunden und die Stolpersteininitiative auf sie aufmerksam gemacht hat.  Frau Ruge lebt selbst in der Klopstockstraße und besitzt alte Karten, auf der die ehemaligen Häuser verzeichnet sind.  Immer mehr Puzzleteile, die langsam ein Bild ergeben.

Eure Juliane

Entschädigungsbehörde für Opfer des Nationalsozialismus & Bundeszentralkartei

Liebe Leser,

auf meinen Recherchen schreibe ich immer wieder neue Ämter an, um eventuelle neue Dokumente zu Elly zu finden.  Seit meinem letzten Besuch in der Akademie der Künste, wo ich auch im Nachgang keine Informationen zu Elly gefunden habe, habe ich nun das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (LABO), Abteilung Entschädigungsbehörde für Opfer des Nationalsozialismus angeschrieben. Natürlich wollte ich hier wissen, ob es Verweise gibt, dass jemand für Elly einen Antrag gestellt hat.  Leider nicht.  Wäre dem so gewesen, stünden Renten- und Krankenversorgungsleistungen an.  Für alle, die sich hier in Berlin informieren wollen, schaut unter: http://www.berlin.de/labo/entschaedigungsbehoerde/dienstleistungen/ Jedes westliche Bundesland hat sein eigenes Amt.

Meine Sachbearbeiterin empfahl mir, mich auch noch mal bei der Bundeszentralkartei zu erkundigen.  Dorthin habe ich heute einen Brief aufgesetzt.  Hier ist Adresse: Bezierksregierung Düsseldorf, Abt. Wiedergutmachung, Postfach 30 08 65, 40408 Düsseldorf.  Vielleicht finde ich hier etwas.

Mehr verspreche ich mir von meiner Anfrage bei der Bundeszentralkartei.  Ich weiß, dass es einen Antrag Ellys bei einer damaligen Volkszählung gab–daher wissen wir auch, dass sie „Malerin / Zeichnerin“ eingetragen war.  Dies hätte ich gerne schwarz auf weiß.  Für alle, die weiterforschen wollen: http://www.bundesarchiv.de/benutzung/zeitbezug/nationalsozialismus/index.html.de

Ich warte auf Post.  Eure Juliane

Anne Frank und Wikipedia

Liebe Leser,

ich freue mich, dass ich seit meiner Reise nach Amsterdam als Quelle auf dem Wikipediaeintrag für Anne Frank und ihre Familie erscheine. Dadurch haben viele Leser ihren Weg zu meinem Blog gefunden.  Willkommen!

Stolpersteine Anne Frank und Familie, Amsterdam

Stolpersteine Anne Frank und Familie, Amsterdam

Stolpersteine in der Nachbarschaft

Liebe Leser,

nach zweiwöchiger Krankheit melde ich mich wieder in der Onlinewelt zurück.  Ich habe in der Zwischenzeit mehrere Mails von meinen Lesern erhalten.  Ich freue mich immer über eure Post.  Vielen Dank für die Zeilen und Gedanken.  Dadurch wird Elly immer lebendiger: wenn ihr Name irgendwo steht, erinnern wir uns an sie.

In der Zwischenzeit erhielt ich auch eine Einladung von Frau Iris Urugel zu einer Stolpersteinverlegung in der Linienstr. 118 für die Familie Hirsch, die heute stattfand.  Siehe dazu auch: http://www.berlin.de/aktuell/ausgaben/2014/dezember/suchanzeigen/stolpersteine-fuer-familie-hirsch-linienstrasse-118-222841.php  Leider konnte ich daran heute nicht teilnehmen. Die Familie Hirsch wurde im gleichen Transport wie Elly nach Riga deportiert und sofort nach Ankunft mit über 1000 Juden am 30.11.1941 erschossen.

Auf dem Weg zu Elly gibt es auch Neuigkeiten.  Meine Reisearrangements sind fast vollständig, so dass ich bald vor Ort Geburtsurkunden und Schriftstücke einsehen kann.  Darauf freue ich mich sehr.  Haptische Fünde sind immer die besten.

Sonnige Grüße, Juliane

Die Berliner Woche & Elly Frank

Danke an die Berliner Woche, die über mein Suchen und Finden von Elly berichtet hat: http://www.berliner-woche.de/mitte/politik/malerin-elly-frank-juliane-schneider-recherchiert-fuer-einen-stolperstein-d71073.html

Schönen Wochenstart an alle,

Juliane