Termin für Elly Stolperstein

Liebe Leser,

der Tag ist gekommen.  Ellys Stolperstein wird am Dienstag, den 9.2. um 10.55 Uhr verlegt.  Wenn ihr dabei sein wollt, kommt schon 30 Minuten früher, da der Künstler manchmal vor seiner Zeit arbeitet.

Ich freue mich auf den Tag, auch wenn er mich gleichzeitig mit etwas Trauer erfüllt.  Einer meiner Wege geht zu Ende.  Doch ich glaube, dass immer mal wieder kleinste, neue Informationen oder Erinnerungen an Elly meinen Weg kreuzen.  Vielleicht auch mal ein Foto, das ich leider weder im Ausland noch in Deutschland finden konnte.

Bis Dienstag,  Eure Juliane

 

Illustrationen von Elly

Liebe Leser,

ich habe viel recherchiert und neben Postkarten auch Bücher gefunden, die von Elly illustriert wurden.  Tatjana Ruge hatte mir im Sommer erzählt, dass eine Dame in Holland bis zum ihrem Tod Werke jeglicher Art von Elly gesammelt hat.  Ein Juwel der Sammlung sind eben diese Bücher–oder so empfinde ich es auch jeden Fall.  Nun hatte ich Kontakt zum Ehemann der vor kurzem verstorbenen Frau.  Schaut selbst, was sich Elly hat einfallen lassen.

Was ich sehr interessant finde, ist, dass das Buch in den USA gedruckt wurde.  Round and round it goes.  Ich habe das Gefühl, dass Elly allgegenwärtig ist.

Eure Juliane

Buch 1 frontBuch 1 back

 

Das Hansaviertel in den 20er Jahren oder Wie Elly lebte

Liebe Leser,

bei meinen Gesprächen mit Tatjana Ruge lernte ich unter anderem einiges über das damalige Hansaviertel, Ellis letztem Wohnort.  Das heutige bürgerliche Viertel ist mit dem damaligen nicht zu vergleichen.  Um 1920 standen hier herrschaftliche Häuser mit 5-7 Zimmer Wohnungen, in denen man großzügig wohnte.  Da Elly im Adressbuch eingetragen war, war sie nicht nur Untermieter sondern die tatsächliche Hauptmieterin, was meine Vermutung auf einen affluenten Hintergrund weiterhin bestätigt.  Außerdem scheint es auch kein Zufall zu sein, dass Sie sich genau diese Gegend als Wohnort aussuchte.  Vor einigen Wochen schrieb ich über den Maler Lovis Corinth, der ein paar Häuser neben Elly wohnte (und dessen Kunst im dritten Reich sehr kritisch betrachtet wurde).  Es wohnten eine ganze Reihe von Künstlern in der Klopstockstraße–gleich und gleich gesellt sich gern.

Ende 1941–dem Zeitraum von Ellys Deportation–wollte sich die SS repräsentativ in Berlin niederlassen und benötigte entsprechende Unterkünfte.  Man überlegte zuerst, neue zu bauen, da ein Mangel an Wohnung herrschte.  Doch dann kam man auf die Idee, die Bauten in der Klopstockstraße zu nutzen, da diese den großspurigen Vorstellungen entsprachen.  Und so mussten Menschen wie Elly weichen.  Einen guten Eindruck des Hause gibt ein Bild der Cuxhavener Straße auf Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Berlin-Hansaviertel).

Die Häuser in der Klopstockstraße wurden später zerstört und/oder abgerissen, um danach die heutigen Mehrfamilienhäuser zu bauen.  Ich muss gestehen, dass ich bei meinem ersten Besuch der Klopstockstraße verwirrt war: hier soll Elly gelebt haben?  Doch nach einer Reise in die 20er Jahre verstehe ich es.  Hier lebten Hans Baluschek, Peter Franck, Carl Hamel und Else Lasker-Schüler, um nur ein paar zu nennen.  Es lohnt sich, hier tiefer einzutauchen.

Eure Juliane

Wunderschöne (!) Bilder zur Stolpersteinverlegung vor dem Bundestag

Liebe Leser,

ich möchte mit euch einen Link zu wunderschönen Fotos von Oliver Feldhaus teilen.  Er hat vor einer Woche die Stolpersteinverlegung in unglaublich schönen Bilder festgehalten.  Ein Mal bitte unten anklicken.  Eure Juliane

Verlegung von 10 Stolpersteinen vor dem Bundestag

Entschädigungsunterlagen in der Bundeszentralkartei Düsseldorf

Liebe Leser,

gestern erhielt ich Post der Bezirksregierung Düsseldorf.  Auf meine Anfrage, ob es Entschädigungsunterlagen für Elly gibt, kam folgende Antwort in Form eines Stempels auf meinen Brief:

150415_Entschädigung Elly Frank_Bezirksregierung Düsseldorf_with frame

 

Leider wieder eine Negativmeldung.  Ich kann dies jedoch etwas relativieren, in dem ich von einem Treffen berichte, das ich diese Woche mit einer Dame hatte, die auch Stolpersteine für eine Familie hat verlegen lassen.  Auch sie hatte nämlich zu Entschädigungsunterlagen angefragt und nichts gefunden.  Es ist also nicht unüblich, keine Dokumente zu finden.  Sie hatte dann aber tatsächlich etwas von Verwandten der Familie gefunden, so dass sie hier einen Zugang hatte.  Ein Funken Hoffnung.

Was bedeutet das für meine Recherche zu Elly?  Dass sie a) wie viele hier nicht erfasst war und b) ich eventuell etwas über Verwandte herausfinden kann–sobald ich diese gefunden habe.   Momentan bin ich auch im Gespräch mit einem Genealogen, der mir hier weiterhilft.  Ich bin weiterhin gespannt und lerne jede Woche mehr.  Nicht nur über Elly, sondern über alle, die einen Stolperstein haben oder noch auf einen warten.

Eure Juliane

Klopstockstraße heute und damals

Liebe Leser,

letzte Woche wollte ich mir Ellys altes Haus im Hansaviertel ansehen und Fotos dazu machen. Sie wohnte zuletzt in der Klopstockstraße 53.   Unser guter Freund google zeigte mir den Standort auch auf der Karte an.  Als ich jedoch vor Ort war, fand ich keine Hausnummer, die höher als 31 war.  Irgendetwas stimmte nicht.  Als ich an einer Berliner Gedenktafel vorbei kam, verstand ich, was passiert ist.

Lovis Corinth Gedenktafel

Das Haus, in dem Elly Frank wohnte, steht nicht mehr. Die Klopstockstraße wurde gekürzt und umnummeriert.  Das Haus stand ungefähr an der Stelle, wo heute die Häuser 7-9-11 stehen.

Kommen wir aber kurz zu Lovis Corinth: er war ein deutscher Maler und gehörte zu den wichtigsten Impressionisten Deutschlands.  Er zog 1901 in die Klopstockstraße 48 und eröffnete dort ein Atelier und eine private „Malschule für Weiber“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Charlotte_Berend-Corinth).   Ein paar Fotos zeigen sehr gut, wie die Schule nebst Schülerinnen aussah: http://publishing.cdlib.org/ucpressebooks/view?docId=ft1t1nb1gf&chunk.id=d0e3319&toc.depth=1&toc.id=&brand=ucpress

Corinth heiratete später eine seiner Schülerinnen Charlotte Berend, die Jüdin war. Lovis Corinth starb im Jahr 1926.  1927 eröffnete Charlotte Berend-Corinth, die selbst Künstlerin war und 3 Jahre jünger als Elly ist, wieder eine Malschule in der gleichen Adresse.  In den 30er Jahren reiste sie durch ganz Europa und Teile Nordafrikas.  1939 siedelte sie dann nach New York um und entkam so dem Nationalsozialismus.

Während Corinth und seine Frau viel erfolg- und einflussreicher als Elly in der Kunstszene auftraten, frage ich mich, ob Elly mit Ihnen in Kontakt war.  Ich bin mir nicht sicher, wann Elly in die Klopstockstraße gezogen ist.  Wenn es vor 1939 war, waren sie und Charlotte Berend-Corinth Nachbarinnen.  Der Wohnort war meiner Einschätzung nach kein Zufall.  Wo ein Künstler wohnt, lebt auch gerne der nächste.

Anfang nächsten Monats werde ich noch mehr über die Klopstpckstraße in der Vorkriegszeit erfahren.  Ich treffe mich mit Tatjana Ruge, die Elly Frank zuerst gefunden und die Stolpersteininitiative auf sie aufmerksam gemacht hat.  Frau Ruge lebt selbst in der Klopstockstraße und besitzt alte Karten, auf der die ehemaligen Häuser verzeichnet sind.  Immer mehr Puzzleteile, die langsam ein Bild ergeben.

Eure Juliane

Die Berliner Woche & Elly Frank

Danke an die Berliner Woche, die über mein Suchen und Finden von Elly berichtet hat: http://www.berliner-woche.de/mitte/politik/malerin-elly-frank-juliane-schneider-recherchiert-fuer-einen-stolperstein-d71073.html

Schönen Wochenstart an alle,

Juliane

Anne Frank: Merwedeplein 37, Amsterdam

Liebe Leser,

ich bin wieder in Deutschland.  Mitgebracht habe ich Fotos und Eindrücke vom Merwedeplein 37, Anne Franks letzter Adresse.  Am Donnerstag wurde hier ein Stolperstein für sie selbst, ihre Schwester Margot und ihre Eltern Edith und Otto verlegt.  Man könnte annehmen, dass die Steine beim Hinterhaus in der Prinsengracht 263 platziert würden.  Doch es geht hier um den letzten Wohnort, an dem die Familie offiziell gemeldet war und gelebt hat.  Hier ist ein Video, das das Haus von außen und innen zeigt (https://www.youtube.com/watch?v=nztKxh6N7Ck), so dass ihr es euch en detail ansehen könnt.

Ich kam in der Erwartung, dass viele Besucher zum Merwedeplein kämen, doch es waren zu meinem Erstaunen nur circa 30 Leute anwesend (das ist inklusive der Reporter, der Schulklasse der Gretel Bergmann Schule aus Hamburg (die den Stein initiiert hat) und Vertretern der jüdischen Gemeinde).   Das finde ich gemessen an Anne Franks Bekanntheit erstaunlich.  Also an alle, die vielleicht gerne dabei gewesen wären: lasst die Bilder sprechen!

teine vor Verlegung with frame

Steine vor Verlegung

 Steine werden verlegt

Steine werden von Gunter Demnig verlegt

Eingangsbereich Haus Anne Frank

Eingangsbereich Haus Anne Frank

Steine sind verlegt

Steine sind verlegt

Besucher

Besucher der Zeremonie

Künstler und Rosenherz

Künstler und Rosenherz

Stolpersteine

Stolpersteine mit Kerzen

Stolpersteine der Familie Frank

Stolpersteine der Familie Frank

 

Die gesamte Zeremonie dauerte 30 Minuten, was etwas ernüchternd für denjenigen sein kann, der sich ad hoc dazu entscheidet, der Verlegung beizuwohnen.  Ich würde jedem empfehlen, sich am Tag vorher noch einmal intensiv mit dem Leben des einzelnen Opfers zu beschäftigen, damit die Zeremonie nicht „hauruck“ vorüber ist.  Ich möchte hier auch unserer neuen Freundin Anna danken, die wir vor Ort getroffen haben: vielen Dank für die Tipps und Wegbeschreibungen in Amsterdam.  Es ist eine überaus freundliche und angenehme Stadt, mit guten Cafés und Restaurants.  Und nach viel Zeit in der Kälte tat guter Kaffee und der beste Apfelkuchen (ever!) unglaublich gut.

Ende März ist Gunter Demnig wieder in Berlin (http://www.stolpersteine.eu/de/chronik/#c529), wo ich mir weitere Verlegungen ansehen werde, um ein genaueres Gefühl für diese Zeremonien zu bekommen.  Ich möchte wissen, welche Blumen oder Bilder für Elly Frank passend sind, wie ich ihren Ehrentag gestalten möchte.  Anne Franks Stolperstein war eine einmaliger Premiere und nun geht es weiter, noch näher auf meiner Reise zu Elly Frank.

Eure Juliane

P.S. Für alle, die gerne Amsterdam besuchen möchten, hier eine Liste guter Restaurants und Cafés:

Restaurant Villa Zeezicht, Torensteeg 7

Café Il Momento (http://www.caffeilmomento.nl/)  <– auf jeden Fall besuchen!

Restaurant Moeders (http://www.moeders.com/)

Zest for Life (http://www.zestforlife.nl/)