Stolpersteinverlegung für Elly Frank

Liebe Leser,

diese Woche erreichte mich die wunderbare Nachricht, dass Elly Stolperstein im Februar 2016 verlegt wird.  Der Originaltermin war einmal im Herbst 2015–doch weil Gunter Demnig zu viele Termine in seinem Kalender hatte, wurden einige Stolpersteine nach hinten verschoben.   Momentan sammele ich Ideen, was ich bei der Zeremonie sagen und mitbringen möchte.  Habt Ihr Ideen oder Vorschläge?  Immer her damit.

Eure Juliane

Illustrationen von Elly

Liebe Leser,

ich habe viel recherchiert und neben Postkarten auch Bücher gefunden, die von Elly illustriert wurden.  Tatjana Ruge hatte mir im Sommer erzählt, dass eine Dame in Holland bis zum ihrem Tod Werke jeglicher Art von Elly gesammelt hat.  Ein Juwel der Sammlung sind eben diese Bücher–oder so empfinde ich es auch jeden Fall.  Nun hatte ich Kontakt zum Ehemann der vor kurzem verstorbenen Frau.  Schaut selbst, was sich Elly hat einfallen lassen.

Was ich sehr interessant finde, ist, dass das Buch in den USA gedruckt wurde.  Round and round it goes.  Ich habe das Gefühl, dass Elly allgegenwärtig ist.

Eure Juliane

Buch 1 frontBuch 1 back

 

Die Berliner Woche & Elly Frank

Danke an die Berliner Woche, die über mein Suchen und Finden von Elly berichtet hat: http://www.berliner-woche.de/mitte/politik/malerin-elly-frank-juliane-schneider-recherchiert-fuer-einen-stolperstein-d71073.html

Schönen Wochenstart an alle,

Juliane

Virtuelle Friedhöfe

Guten Abend lieber Leser, liebe Leserin,

ich schreibe euch aus den Abendstunden.  Der Mai möchte sich nicht aufwärmen und die meiste Zeit habe ich heute im Wintermantel oder in der Wohnung verbracht.  Für mich haben die kälteren Temperaturen immer etwas mit Fleiß und Introspektive zu tun.  Also habe ich beides genutzt, um „Untergetaucht–Eine junge Frau überlebt in Berlin“ von Marie Jalowicz Simon zu Ende zu lesen. Ein sehr gutes Buch, das eine Landkarte im inneren Buchdeckel mitbringt.  Ich liebe Landkarten.  Damit lese ich ein Buch mit einer Art Lupe in den Augen.  Im Falle Marie Jalowicz‘ zeigt die Karte die Stadt Berlin und Maries Wohnorte (19 an der Zahl).  Mehr zu dem Buch–und weiteren Tagebüchern oder Memorien–die ich zur Recherche lese,  in einem separaten Eintrag.

Nachdem ich mit dem Lesen fertig war, googelte ich „Elly Frank“.  Dazu muss ich sagen, dass das so aus mir herauskam.  Ich habe auch noch keine  keine Onlinerecherche über Elly bewusst begonnen habe.  Es war immer eine Art Eingebung, die mich zur „Suche“ bewegte.  Ich zitiere hier bewusst das Wort „Suche“, weil ich weiß, dass ich sie und alles, was zu ihr gehört, „finden“ werde.  Finden ist diametral entgegengesetzt von Suchen. Es setzt voraus, dass etwas vorhanden ist und sich zeigt.  Suchen setzt voraus, dass (noch) nichts da ist.  So schaute ich auf die Einträge, viele Bilder von Ellys Postkarten, bis ich dann auf Seite 2 auf eine kuriose Webseite stieß: einen virtueller Friedhof als letzte Ruhestätte.  Findagrave.com dokumentiert den Geburts- und Todesort, sowie gegebenenfalls weitere Informationen oder Bilder zu Millionen von Personen.  Für mein Gefühl schreiben hier vor allen Dingen Mitglieder, die sich für Geschichte interessieren (manche haben über 63,000 Einträge vermerkt). Zuerst empfand ich die Idee einer solchen Datenbank als weit hergeholt.  Auf meiner Suche nach Elly empfinde ich sie jedoch als einen weiteren Anhaltspunkt, der bis jetzt der kurioseste ist.  Die Inhalte des Internet überraschen mich manchmal wirklich.

Hier ist der Eintrag zu Elly (http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=gr&GRid=107089540).  Ein weiterer Link geht zu Ellys letztem Ort, Rumbula Memorial (http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=cr&GRid=107089540&CRid=2466563&). Dort fand ich eine interessante Information heraus, die meinen Verdacht erhärteten, weswegen Elly fast sofort nach ihrer Ankunft in Riga starb.  Zitat der Seite: „Rumbula Memorial war eigentlich als Hinrichtungsort für Einwohner des Riga Ghettos geplant, um Platz für Deportierte aus Deutschland und weiteren besetzten Gebieten zu diesen.  Die ersten Hingerichteten war jedoch der erste Transport von deutschen Juden nach Riga.  Der Transport verließ Berlin am Donnerstag, den 27.11.1941 und erreichte Riga am Samstag, den 29.11.1941.  Da es keinen Platz für diese Menschen gab, wurden sie am nächsten Tag nach Rumbula gebracht und ermordet“. Wenn ihr euch für Geschichte und etwas andere Dokumentationen dazu interessiert, schaut euch die Seite an.

Ich lasse die neuen Details wie immer erst einmal sacken.  Ich wünsche euch einen schönen Abend.

Eure Juliane

Ellys letzte Spuren

Lieber Leser,

meistens schreibt man am Ende einer Geschichte vom Tod eines Menschen. Durch Ellys Leben und dessen besonderen Leitfadens fange ich fast ganz am Anfang meines Schreibens damit an.  Ich habe heute im Bundesarchiv nach ihr gesucht und bin fündig geworden:

Frank, Elly

geboren am 11. Dezember 1877 in Stolp / – / Pommern

wohnhaft in Berlin

Deportationsziel ab Berlin:

27. November 1941, Riga

Todesdatum/-ort:

30. November 1941, Riga – Rumbula

 

Die formelle Ansicht der Daten sind unter http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1050112 zu sehen.

Ich war tief traurig, als ich sah, dass Sie im Konzentrationslager gestorben ist. Das mag vielleicht naiv klingen, wenn ich eine Jüdin recherchiere, die einen Stolperstein erhalten soll.  Ich hatte am Anfang meiner Recherche jedoch keinerlei Hinweise erhalten, wo, wann oder wie Elly gestorben war.  Vielleicht hatte sie sich selbst das Leben genommen.  Vielleicht war sie geflohen. Außerdem war ich bei meiner Initialrecherche nicht auf einem Weg, der zu ihrem letzten Ort geführt hatte. Denn irgendwie sollte ich zu Anfang noch nicht gleich wissen, was passiert ist.   Das hätte mich–so jetzt aus meiner Retrospektive–zu traurig gemacht, als dass ich mit der gleichen unberührten Offenheit meine Nachforschungen betrieben hätte.  Und nun bin ich etwas vorbereiteter.

Nach meiner ersten Trauer möchte jetzt noch mehr über Elly erfahren.  Hatte sie Familie?  War sie verheiratet?  Oder hatte sie eine Liebe, die ihr etwas bedeutete?  Der Name Frank kam sehr häufig vor, was es nicht einfacher macht, Leute zuzuordnen. 1985 wurde noch eine Frank in Stolp geboren.  Alice Frank, 27. März 1885 (http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1012808). Vielleicht war dies ihre Schwester.  Auch sie lebte in Berlin, wurde aber erst eineinhalb Jahre später nach Auschwitz deportiert.  Dazu schreibe ich später noch mehr im Detail.  Bei beiden Frauen steht nicht, dass sie verheiratet waren (wie bei anderen, siehe z.B. bei Anna Frank, geb. Meisel (http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de867157)). Das Gefühl, dass Elly verheiratet war, hatte ich von Anfang an nicht.  Ich kann nicht sagen, warum.  Es ist mein Bauchgefühl.

Ehrlich gesagt möchte ich die neuen Informationen erst mal verdauen.  Eine Tür ist aufgebrochen worden; und hinter ihr sehe ich ein Knäuel neuer Daten, aber auch aus Menschen, über die ich mich vor meiner Reise zu Elly belesen habe oder denen ich wie auch immer „begegnet“ bin.   Damit meine ich zum Beispiel Otto oder Anne Frank.  Natürlich bin ich beiden nicht im ihren Leben begegnet. Doch wenn man Bücher oder Geschichten liebt, dann ist man jedem in dieser Geschichte begegnet.  In Gedanken, in der Fantasie, im Herzen.  Ich habe Annes Tagebuch mehrere Male gelesen und besitze dazu noch das Hörbuch, gelesen von Fritzi Haberlandt (sehr zu empfehlen).  Ich war im Anne Frank Museum in Amsterdam und Berlin.  Ich habe eine Verbindung zu Anne Frank–und ich bin mir sicher, dass viele Mädchen und Frauen diese Liebe teilen.  Ich möchte Anne einen oder mehrere Artikel widmen, die im Laufe meines Schreibens kommen.  Lieber Leser, halte die Augen offen.

Es ist nun 19 Uhr und der Tag wird für mich ruhiger.  Meine Füße sind seit der heutigen Erkenntnisse etwas deutlicher am Berliner Boden.  Und selbst wenn ich in einer anderen Stadt oder einem anderen Land wohnte, wären sie es auch. Es hat mich verändert. Und das ist, so glaube ich, auch ein Leitfaden meiner Geschichte über Elly.  Sie handelt von ihr und mir.  Heute Abend gehe ich ins Bett und denke daran, dass Elly 63 Jahre alt und kurz vor ihrem 64. Geburtstag in Riga ermordet wurde.  Riga ist ca 1200km von Berlin entfernt.  Ich stelle mir vor, dass Elly sofort nach ihrer Ankunft in Riga getötet wurde.  Ob dies herzlos und zugleich erleichternd ist, kann nur Elly selbst sagen.  Plötzlich ist das Wort, das mir bleibt.  Ich bin immer noch sehr traurig.  Ich denke an Dich, Elly. Und ich denke an Dich, lieber Leser.  Vielen Dank für Deine Reise mit mir.

Eure Juliane

 

 

Meine ersten Ergebnisse zu Elly

Guten Morgen Berlin,

mein erster Tag als Rechercheur!  Das letzte Mal, dass ich zu jemandem oder einem Thema akademisch geforscht habe, war in der Universität im Jahre 2005.  Ich puste den Staub von meinen Fingerkuppen und blättere wieder in der Geschichte der Zeit. Das ist aufregend.  Heute Morgen erwachte ich mit einem frischen Kopf und leichtem Herzen, ganz aufgeregt, was und wer mir auf meinem Weg hilft.  Und da war schon jemand!

Gestern Abend hatte ich dem Archiv der bildenden Kunst (Akademie der Künste) eine Mail zu Elly geschrieben.  Eine sehr nette Mitarbeiterin schrieb mir also heute gleich zurück.  Zitat: “leider konnte ich weder im Archiv des Vereins der Berliner Künstlerinnen noch in den anderen Beständen unseres Hauses Hinweise auf die Künstlerin Elly Frank finden. Sie ist auch nicht im Künstlerinnen-Lexikon „Käthe, Paula und der ganze Rest“, Berlin 1992 erwähnt”.  Meine erste Freude zur Mail sank, nur um dann wieder einen neuen Anflug zu starten. Das war nur eine erste Information.  Es war Zeit, richtig in die Materie einzutauchen.  Ich rief die nette Dame an, um zu erfahren, was das wirklich bedeutet und wo ich als nächstes recherchieren kann.  Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein persönliches Gespräch, die Informationen zwischen den Zeilen freilegt: also die Gefühle und Eindrücke des anderen zu Tage bringt.  Und da liegen, so finde ich, die wirklichen Informationen und Wegweiser.  Und so bekam ich Hinweise, wo und wie ich mich weiter belesen kann:

– Archiv der “Kunstbibliothek – Staatliche Museen Berlin” (http://www.ifskb.de/)

– Archiv der “Staatliche Museen zu Berlin” (http://www.smb.museum/home.html)

–  Archiv der UdK (http://www.udk-berlin.de/sites/universitaetsarchiv/content/bestaende/index_ger.html)

und

– Kunstzeitschriften (vor damals, vielleicht auch von heute) durchzulesen.

Ich sehe viel Lese- und Augenarbeit vor mir.  Ich freue mich drauf.  Elly hat mich gefunden, und nun bin ich auf dem Weg zu ihr. Ich halte euch auf dem Laufenden.   Wenn ihr weitere Vorschläge zu meiner Recherche habt, schreibt mir gerne.

Sonniges Auf Wiedersehen.  Eure Juliane